Der mexikanische Totentag aus kindlicher Perspektive

Dieses Bild hat meine Tochter vor fast zwanzig Jahren gemalt, kurz nachdem wir in Mexiko das erste Mal den „Dia de los Muertos“ die mexikanische Version unseres Allerheiligen/Allerseelen, erlebt hatten. Seitdem steht das Bild in meinem Regal und von Zeit zu Zeit schaue ich es mir intensiv an. Ich bin immer wieder erstaunt, wie genau sie diese mexikanische Tradition erfasst hat. Zwei indigene Frauen befinden sich offensichtlich auf dem Weg zum Friedhof, um dort der Verstorbenen zu gedenken. Sie werden von zahlreichen Kindern begleitet, die Kleinsten sind auf dem Rücken fest gebunden. Im Hintergrund befinden sich auf der linken Seite eine Pyramide und auf der rechten Seite eine Kirche, in diesem Spannungsverhältnis zwischen vorspanischer Tradition und christlichem Erbe der Eroberer befindet sich Mexiko bis heute. Außerdem stellen zwei übergroße Maiskolben das Grundnahrungsmittel der Mexikaner im Allgemeinen dar: Ohne Tortilla ist keine Mahlzeit denkbar. Über allem thront der Totenkopf, der daran erinnert, dass der Tod Teil unseres Lebens ist.

Wie schön, dass dieses Bild alle Umzüge überstanden hat und bis heute bei mir ist.

Lasst mich so sterben wie ein Mexikaner!

In Mexiko – wo ich lange gelebt habe – gibt es eine ganz besondere Tradition mit dem Tod umzugehen, die mich von Anfang an fasziniert hat. Die Familie des Verstorbenen arrangiert einmal im Jahr, an den Totentagen, den „Dias de los Muertos“, zu Hause eine Art Erinnerungsaltar auf dem sich alle Dinge befinden, die der geliebte Mensch zu Lebzeiten gemocht hat: gutes Essen, Musik oder eine bestimmte Sportart. Ein Totenschädel aus Zuckerguss mit dem Namen des Verstorbenen wird liebevoll darauf gestellt. Diese Schädel sind bunt und hübsch anzusehen und keineswegs angsteinflößend oder unheimlich.

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